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Revolution mit dem Bruchteil eines Apfels
Münchner Start-up entwickelt neuartiges nanotechnisches Messverfahren

(life science 02/2001) view pdf

 

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Preisverleihung beim Münchner Business Plan Wettbewerb: Sieg mit Schmetterlingen im Kopf
Münchner Professor entwickelt neue Medikamententechnik und gründet Firma

(Süddeutsche Zeitung Nr. 165, Seite L6)

Von Rudolf Bögel
Mit beträchtlichem Stolz und mittlerweile vielleicht auch einem Schuss Neid dürfte das Bostoner Massachusetts Institute of Technology (MIT) in diesen Tagen seinen Münchner Nachwuchs betrachten. Denn der ist, obwohl gerade mal vier Jahre alt, schon viel erfolgreicher als die Mutter in den Staaten. Das Kind hört auf den etwas komplizierten Namen Münchner Business Plan Wettbewerb (MBPW) und wurde nach dem Bostoner Vorbild gegründet, um möglichst viele Geschäftsideen zur Unternehmensreife zu bringen. 103 Firmen mit im Augenblick knapp 740 Beschäftigten und einer Kapitalisierung von 160 Millionen Mark hat der MBPW bislang auf den Weg gebracht, fast doppelt so viel wie der Wettbewerb in den USA. Gestern wurden die Preisträger der diesjährigen Konkurrenz gekürt. Ob aus Pieris, PIC und Nanotype die Börsengänger von Übermorgen werden, wird die Zukunft zeigen.

In München und Bayern würden sie sich jedoch in bester Gesellschaft befinden. Von den im Frankfurter Nemax notierten 279 Unternehmen kommen nämlich 72 und damit knapp ein Viertel aus dem weiß-blauen Freistaat; ihre Marktkapitalisierung zusammengefasst ergibt knapp 35 Prozent Anteil. Darauf ist wiederum jemand stolz, und zwar die Staatsregierung, die sich mit ihrer High-Tech-Offensive als Hebamme des erfolgreichen Technologie-Standortes sieht. Ministerialdirigent im Wirtschaftsministerium Klaus Jasper betont denn auch, wie wichtig der Business Plan Wettberwerb für die Gründerszene ist. "Das hier sind keine Sandkastenspiele. Der MBPW ist nicht nur der größte Wettbewerb seiner Art in Deutschland, sondern auch der erfolgreichste."

Werner Arndt, Geschäftsführer der derartig gelobten Institution, stellte gestern die neuen Preisträger vor. Der Trend heuer: Obwohl es im Verhältnis gesehen weniger Teilnehmer als bei den Kommunikationstechnologien gab, sahnte die Biotech-Szene ab: Platz eins und Platz drei für diese Branche. Die Gewinner: Auf Platz drei (dotiert mit 30 000 Mark) schoben sich Newcomer. Die Nanotype GmbH stieg erst in der dritten Phase des Wettbewerbs ein und schaffte sofort den Sprung auf die Treppe. Auf der Basis der sogenannten Nanotechnologie wurde ein Verfahren entwickelt, das sowohl Medikamentenherstellung vereinfacht, als auch die Arzneimittel-Verträglichkeit beim Patienten durchsichtig macht. Gründer Gunnar Brink: "Wegen der Nebenwirkungen sterben alleine in den USA jährlich über 100 000 Menschen, es ist die fünfthäufigste Todesursache. Dieses Risiko wird durch unsere neue Technik verringert."

Rang zwei mit 40 000 Mark Prämie eroberte sich die PIC, Personal Integrated Communications: Mit einer eigenen Hard- und Software sollen Spracherkennungssysteme revolutioniert werden. Mobile Geräte wie Handy oder Personal Digital Assistants (weltweit sind insgesamt eine Milliarde Geräte imUmlauf) reagieren künftig auf Zuruf: So lassen sich bald bequem Nachrichten versenden oder Termine in den Computer eingeben. Die Technik steht vor der Patentierung; der Markt für derartige Anwendungen (auch M-Commerce) liegt nach Schätzungen bei 36 Milliarden Euro schon im Jahr 2003.

Der Sieger des Wettbewerbs stammt wiederum aus der Biotech-Branche und ist sogar mit einer Professur ausgestattet. Arne Skerra ist Ordinarius am Lehrstuhl für Biologische Chemie der Technischen Universität München. Unter seiner Ägide wurden Anticaline entwickelt, ein Konkurrenzprodukt für Antikörper. Sie sollen effektiver sein und zielgenauer eingesetzt werden können, weil sie kleiner sind. Der Markt für das Produkt wird auf 10 Milliarden US-Dollar geschätzt. Skerras Firma will in wenigen Jahren einen Anteil von zehn Prozent erreichen. Pieris heißt sie und ist nach einem Schmetterling benannt: Auf deutsch heißt er Großer Kohlweißling. Er hat die Grundstruktur für die Anticalin-Technologie geliefert.

 

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MBPW
Gold und Bronze

(transkript Nr. 7-8, 6. Jahrgang 2000, Seite 23)

München - Mit einem Rekord von 126 Geschäftsideen ging der Münchner Business-Plan-Wettberwerb (MBPW) Ende Juli zu Ende. Prof. Dr. Arne Skerra von der TU München gewann mit seinem Team PIERIS den mit 50.000 DM dotierten ersten Preis des Wettbewerbs. Pieris soll Anticaline vermarkten. Diese von Skerra entwickelten Biomoleküle wirken ähnlich wie Antikörper, sollen aber wegen ihres einfacheren Aufbaus Krankheiten wie Krebs weitaus besser bekämpfen. PIERIS hat einen Kapitalbedarf von 3,5 Mio. Euro und strebt allein im Wachstumsmarkt für therapeutische Antikörper von über 10 Mrd. US$ einen Marktanteil von 10 % an.

Die Geschäftsidee der Nanotype GmbH i.Gr., jedem Menschen die optimal verträgliche, auf die individuelle Körperbeschaffenheit zugeschnittene Medizin zu gewährleisten, wurde mit dem dritten Platz ausgezeichnet (30.000 DM). Das Team aus Forschern der LMU München um dem Start-up-Manager Dr. Gunnar Brink hat ein Verfahren auf Basis der Nanotechnologie entwickelt, um Genprofile von Patienten zu bestimmen. Anwendungen reichen von der Medikamentenentwicklung bis hin zur Optimierung es individuellen Speiseplans und der Kosmetik.

Einen Sonderpreis von 5.000 DM gewinnt Johannes Döhmer. Der 54 Jahre alte Professor der TU München, hat laut MBPW-Jury die "besten Fortschritte auf dem Weg zur Gründung" gemacht. Seine GenPharmTox BioTech AG will die Wirkungen von neuen Medikamenten auf den menschlichen Stoffwechsel analysieren. Dadurch kann die Pharmaindustrie auf Tierversuche verzichten und Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe bei der Medikamentenentwicklung erzielen.

 

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Gründerzeit
Wie die Uni beim Start-up hilft

(Münchner Uni-Magazin, Heft 05/2000, Seite 10)

Angefangen hat alles mit ein paar Servietten aus dem Bordrestaurant. Damals im Zug kritzelten Filipp Oesterhelt und Gunnar Brink die ersten Ideen für ihre gemeinsame Firma auf das dünne Papier. Heute halten die beiden Physiker eine Visitenkarte in der Hand: "NanoType" steht auf dem kleinen Karton, darunter die Adresse eines Gebäudes der LMU. Oesterhelt und Brink sind junge Existenzgründer, ihre Büros haben sie in der Universität, im Gründerzentrum der Physik - deutschlandweit ein Vorreiter-Projekt.

Kai Wede sieht den Werdegang der beiden als doppelte Erfolgsstory: der jungen Firmengründer wie der Universität gleichermaßen. Wede, Geschäftsführer der Sektion Physik an der LMU, hatte die Idee zu diesem Projekt, das deutschlandweit mittlerweile Nachahmer findet. "Wir wollen Existenzgründern, die eine Idee zu einer eigenen Firma haben, ganz praktisch unter die Arme greifen", erläutert er und verweist auf das FLÜGGE-Förder-Programm des Bayerischen Wissenschaftsministeriums. Mit FLÜGGE will die Staatsregierung den Übergang von der Hörsaalbank zum Chefsessel erleichtern. "Diese Aufgabe erfüllen wir mit unserem Gründerzentrum", sagt Wede.
Doch dies ist nicht das einzige Angebot der LMU für Existenzgründer. Die Universität ist auf vielen Ebenen aktiv: Am Institut für Innovationsforschung der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre vermittelt etwa regelmäßig ein Proseminar Grundlagen in "Gründungsmanagement und Businessplanning".

Alle Gründungs-Interessenten, die in Management-Fragen etwa wegen ihres naturwissenschaftlichen Studiums (noch) nicht so firm sind, finden zudem Rat bei Christoph Zinser und seinem Mitarbeiter im Gründerbüro der Universität. Das Büro ist die Schaltstelle schlechthin, die dazu beiträgt, dass neue Ideen an der Uni nicht verloren gehen und technische Erfindungen zur Umsetzung gelangen. "Für einen Physiker ist das ein Riesenschritt, mit einer Idee an eine Bank heranzutreten. Da hilft das Gründerbüro", erklärt Firmengründer Oesterhelt.

Doch das Gründerbüro ist nicht nur beratend tätig, die Mitarbeiter werden auch selbst aktiv. So stellte das Büro für das laufende Semester die Ringvorlesung "Gründen lernen" auf die Beine mit Referenten aus der Wirtschaft. Dabei geht es um Rechtsformen, Steuerrecht wie auch ums Marketing - um grundlegende Fragen also, wie sie bei der Firmengründung auftauchen. Existenzgründer Brink lobt die Initiative: Der atmosphärische Effekt einer solchen Vorlesungsreihe und des gesamten Engagements der Universität für das Thema sei nicht zu unterschätzen. "Man wird nicht mehr so komisch angeguckt, wenn Studienkollegen erfahren, dass man nicht bei einer großen Firma mit festem Vertrag arbeitet." Es entstehe ein Klima, in dem sich Ideen sehr gut entwickeln könnten, meint Filipp Oesterhelt. "Wenn Du Deinen Professor zum Beispiel mit 'Du' anreden kannst, kommt man viel schneller auf weiterführende Projekte".

Er erzählt, wie seine Firma NanoType am Lehrstuhl von Prof. Hermann Gaub entstanden ist. Oesterhelt hatte damals bereits sein Diplom und auch den Doktortitel in der Tasche. Während der Promotionsphase war die Idee zu einer neuen Technik zur biologischen Reihenuntersuchung entstanden. "Und dann ist da natürlich der Wunsch zu beweisen, dass diese Technik auch funktioniert", sagt Oesterhelt. Der letzte Anstoss kam dann von Prof. Gaub - und die Idee zu NanoType war geboren: "Wir arbeiten jetzt daran, eine Technikplattform für die Industrie zu erstellen", beschreibt Oesterhelt das Ziel der Firma.

Dank des Gründerzentrums der Physik kann er diese Arbeit in seiner gewohnten Umgebung angehen. "Wir haben Zugang zum Chemielabor, mussten uns also die teure Laborausstattung bei der Gründung nicht extra anschaffen", beschreibt er die Vorteile dieses Projekts. Die Universität stellt also ihre Infrastruktur zu Verfügung. Ein Jahr lang kann NanoType diese Förderung nutzen.

Dies gilt auch für das Büro in der Physik, Schellingstr. 4, in dem Gunnar Brink sich um die kaufmännischen Belange der jungen Firma kümmert: "Ich untersuche die Marktchancen für unsere Idee, halte Kontakt zu Geldgebern, präsentiere NanoType nach außen", beschreibt er seinen Job. Der nächste Schritt: NanoType will ein Patent anmelden. "Dann werden wir hier ausziehen, und vielleicht in ein Gründerzentrum außerhalb der Uni gehen." Brink blickt nach vorn. Er wartet auf den Tag, an dem er die Empfangsbestätigung des Patents in Händen hält. Ein sehr wichtiges Papier für NanoType. Dirk von Gehlen.

Info
Informationen zu den Gründungs-Aktivitäten der LMU:
Chritsoph Zinser, Gründerbüro
Tel. 0 89/21 80-63 15, Fax. 63 04
http:/www2.uni-muenchen.de/kft/gruenderbuero
Informationen zum Gründerbüro der Sektion Physik:
Kai Wede, Geschäftsführer der Sektion Physik, Tel.: 21 80-31 76
http:/www.physik.uni-muenchen.de/aktuelles/gruenderzentrum/gruenderzentrum.html

 


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